Decision fatigue bzw. Entscheidungsmüdigkeit ist der Grund, warum Motivation nicht reicht. Wer müde ist, trifft schlechtere Entscheidungen. Müde gilt dabei nicht nur im Sinne von “ich brauche Schlaf”, sondern auch im Sinne von “ich bin erschöpft”. Studien der Harvard Universität haben gezeigt, dass der Mensch pro Tag bis zu 35.000 Entscheidungen treffen muss. Von einfachen Punkten wie “aufstehen” über “was esse ich”, “welchen Weg gehe ich” bis hin zu großen Punkten wie “ergreife ich die Chance”. Jede Entscheidung kostet Energie. Unser Körper ist jedoch darauf bedacht, möglichst viel Energie zu sparen. Je erschöpfter wir sind, desto weniger Energie haben wir. Daher tendieren wir dazu, bei Müdigkeit bzw. Erschöpfung Entscheidungen zu treffen, die einfach sind. Auch wenn wir wissen, dass das nicht das Beste für uns ist.
Das ist auch der Grund, warum es uns so schwer fällt, neue Routinen zu etablieren. Am Anfang sind wir motiviert, gehen voller Euphorie ans Werk. Dann fällt das erste Mal aus. Wir sagen uns “ach komm, einmal ist kein Mal, morgen mache ich weiter”. Dann fällt das zweite Mal aus, das dritte usw. Und die neue Routine ist gestorben, bevor sie zu leben begann.
Statt Motivation brauchst Du Systeme, die Dir Entscheidungen abnehmen. Du musst dann nicht mehr darüber nachdenken, sondern hältst dich einfach an deinen Plan. Nach James Clear (“Die 1% Methode”*) geht das am einfachsten, wenn Du die neue Routine mit einer bestehenden, die dir leicht fällt oder die Du eh schon regelmäßig machst, kombinierst. Willst Du also z.B. mehr sparen, könntest Du immer nach dem Wocheneinkauf 10 EUR in dein Sparschwein packen. Oder Du holst Dir mein “Journal für Kopf & Konto” und füllst es jeden Tag nach dem Frühstück und dem Abendessen aus.
Tu dir auch selbst den Gefallen und triff keine großen Entscheidungen, wenn Du müde oder erschöpft bist. Du wirst wahrscheinlich nicht das wählen, was am besten für dich ist, sondern was am einfachsten ist, damit Du die Entscheidung hinter dir hast. Entscheidungsmüdigkeit ist oft auch ein Grund für Prokrastination (“Aufschieberitis”). Wir schieben die Entscheidung auf, damit wir sie nicht treffen müssen.
« Back to Lexikon der Finanzbegriffe